Ägypten
Als ich jetzt das erste Mal in meinem Leben in Ägypten war, muss ich zugeben, war es ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Es war so viel aufregender, chaotischer, unberechenbarer und faszinierender. Es war mir nicht klar, dass Kairo und Umgebung zu den am dichtesten besiedelten Gebieten der Welt gehören und entlang des Nils bis zum Mittelmeer über 120 Millionen Menschen auf einer Fläche so groß wie Bayern wohnen. Ihnen bleibt auch gar nichts anderes übrig, denn der Rest des Landes ist ganz einfach Wüste, Sand und Felsen.
Wir waren in Ägypten, um die Kulturstätten zu besuchen, kein Wassersport am Roten Meer, sondern Giza, Kairo, Luxor und Assuan, bereist zum Teil mit einem Schiff auf dem Nil. Begonnen haben wir mit den Pyramiden und der Sphinx und dabei erstaunt festgestellt: Die liegen ja gar nicht einsam in der Wüste sondern grenzen direkt an Giza, die Nebenstadt von Kairo, in der eher die armen Bevölkerungsgruppen leben. Also viel Verkehr, viel Müll und gar keine Gegend um zu bummeln oder Spazieren zu gehen. Das Marriott Mena House als einziges Hotel direkt beim Zugang zum Gelände der Pyramiden ist deshalb auch eingezäunt und schwer bewacht. Die Lage ist allerdings unschlagbar, Garten und Pool sehr angenehm und die Zimmer zum Innenhof wirklich ruhig. Wer ein Hotel in Kairo wählt, muss je nach Verkehr mit ca. 1 Stunde Anfahrt rechnen.
Grundsätzlich kann ich nur empfehlen, sich bei einer Kulturreise in Ägypten mit einem Guide oder einer Reisegruppe zu bewegen. Es ist unheimlich mühsam sich von A nach B zu bewegen, der Verkehr ist unglaublich chaotisch und in den Tempeln und Grabstätten ist es fast unmöglich, ohne einen Experten den Überblick zu bewahren bzw. genug über die Geschichte zu erfahren. Und diese geht schließlich über mehrere tausend Jahre zurück, die Zusammenhänge sind komplex und die Eindrücke der Bauwerke und Gräber dermaßen überwältigend, dass es absolut schade wäre, nicht die Hintergründe dazu zu kennen. Unsere Gruppe wurde sehr gut betreut von Rabie Khaled.
Meist startet man in Giza und sollte neben den Giseh Pyramiden und der Sphinx dort auch die etwas entfernt liegende Ausgrabungsstätte Sakkara besuchen. Dort befindet sich neben dem ältesten monumentalen Steinbau auf ägyptischen Boden auch eine der größten Totenstädte mit Grabmälern nahezu aller Epochen. Überhaupt ist der Zustand der meisten Bauwerke unglaublich beeindruckend. Denn meist waren sie unter Sand oder Nil-Schlamm verborgen und damit gut konserviert. Und es wurde erst ein Bruchteil gefunden, viele Gräber und Kultstätten sind immer noch vergraben.
Falls dieses Jahr doch noch das Grand Egypt Museum in Giza eröffnet wird, eines der dann grössten und modernsten Museen weltweit, ist eine Fahrt nach Kairo nicht mehr zwingend notwendig. Natürlich gibt es aber auch in der größten Stadt Afrikas viel zu sehen und erleben, wir hatten leider nicht genug Zeit für alle Sehenswürdigkeiten. Momentan lockt natürlich noch das ägyptische Museum mit zahllosen Artefakten und der weltberühmten Goldmaske des Tutanchamum. Unglaublich beeindruckend diese live zu sehen! Im Nationalmuseum der ägyptischen Zivilisation (NMEC) werden zahlreiche Mumien aus den Königsgräbern gezeigt und ist deshalb ebenso zu empfehlen. Im koptischen Viertel sind einige alte christliche Kirchen zu finden, die Heilige Familie soll dort Zuflucht gesucht haben. Wir waren noch in der islamischen Altstadt und dort in dem sehr trubeligen und lustigen Bazaar. Die Zitadelle soll ebenfalls einen Besuch lohnen. Wer etwas wirklich Lokales essen will, dem kann ich Koshary bei Abou Tarek empfehlen. Ein Erlebnis!
Mit dem Flugzeug ging es weiter nach Luxor und nach dem lauten, chaotischen Kairo ist Luxor ein Ort der Gelassenheit und Ruhe. Besonders wenn man im Old Winter Palace wohnt. 1886 erbaut und Unterkunft zahlreicher Königsfamilien und Stars, wohnt man dort in sehr opulenten Zimmern, teilweise mit Nil-Blick, und kann sich in dem tropischen Garten mit Pool und Tennisplatz wunderbar entspannen. Gleich nebenan liegt der imposante Luxor Tempel, besonders beeindrucken während einer Abend-Öffnung. Er ist durch die erst vor kurzem eröffnete Avenue of the Sphinx verbunden mit dem Tempel von Karnak, der mit 250.000 qm größten Tempel-Anlage in Ägypten.
Von Luxor geht es dann auch mit dem Bus rund 45 Minuten ins weltberühmte „Tal der Könige“. Von den derzeit ausgegrabenen 62 Gräbern ist immer nur ein Teil zu besichtigen. Wir konnten die Gräber Ramses IV und Sethos besichtigen – überwältigend ist da wirklich untertrieben. In der Gegend befinden sich ausserdem der Tempel der Hatschepsut und das Ramesseum.
Meist beginnt in Luxor dann die Nil-Kreuzfahrt, die die Touristen nach Assuan bringt und dazwischen an weiteren interessanten Orten wie Edfu und Kom Ombo halt macht. Wir waren auf einem der grösseren Schiffe, Ms Farah. Bequem mit schönem Sonnendeck und sehr gutem Essen. Eine Freundin von mir war zeitgleich auf einem der kleineren Schiffe unterwegs, Meroe. Der Vorteil der kleineren Schiffe ist, dass sie flexibler anhalten können, auch segeln und deshalb insgesamt entspannter und ruhiger sind.
Assuan ist im Vergleich zu Luxor wieder viel grösser und sticht heraus durch die nubischen Dörfer mit den bunten Häusern und Krokodilen als Haustieren, die man auch besuchen kann. Ein absolutes Highlight der Reise war die Nacht im Old Cataract Hotel, in dem Agatha Christie „Tod auf dem Nil“ schrieb und das mit der maurischen Architektur, dem Pool mit Blick auf dem Nil und der kolonial anmutenden Terrasse sehr viel Atmosphäre bietet. Ein weiteres spektakuläres Hotel ist das Benben, auf einer der Inseln gelegen, und den besten Blick hat man bei einem Essen im Mövenpick Panorama Restaurant auf Elphantine Island.